Ihr Lieben,
zunächst freuen wir uns ganz arg, dass Ihr den Weg in diese schöne Forum und zum spannenden und facettenreichen Kartenspiel "DOPPELKOPF" gefunden habt.
Wir wünschen Euch viele frohe und gemütliche Stunden bei einem der schönsten Kartenspiele unserer Breitengrade.
Wie geht man nun an das Spiel heran, wenn man unbedarft ist, Anfänger also, Neuling oder Nonne (also unbeleckt)?
Jeder, der mit Doppelkopf in Berührung kommt, wird schon sehr früh feststellen, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Regeln gibt, die sich teilweise diametral gegenüberstehen. Man könnte zwischen Kneipendoko und Wettkampfdoko unterscheiden. Die Wettkämpfer spielen nach festgeschriebenen Regeln, an denen ich mich in diesem Text auch orientieren will. Es gibt darüber hinaus zahlreiche (Kneipen-)Sonderregeln, die sich oft regional geprägt entwickelt haben. Davon soll hier nicht die Rede sein. Für den, der das Basisspiel kennt, ist es später leicht, davon abzuweichen. Andersherum ist es weitaus schwerer.
Dieser Text wurde ursprünglich für diejenigen verfasst, die sich dem Spiel über eine online-Plattform nähern. Derer gibt es nicht wenige, und einer der Vorteile ist, dass man nicht erst vier Mitspieler finden muss, um sich zusammenzusetzen, sondern mit anderen Einzelkämpfern über das Internet zusammenfinden kann. Außerdem kann man sich hinter der Anonymität eines Nicknamens verstecken und auch die blöden Fehler machen, ohne sich zu blamieren. Schließlich ist es oft schwer, geduldige und pädagogisch geschulte Lehrer zu finden, die a) die notwendige Geduld und B) das notwendige Verständnis für die Newbies haben.
Andererseits ist das gesellige Erlebnis eines gemeinsamen Spieleabends natürlich online nicht 1:1 zu bekommen.
Wer im Netz spielt, stellt plattformunabhängig fest, dass das Spiel erst losgeht, wenn alle Plätze am Tisch belegt sind - entweder von echten Spielern oder von KI-Kartenwerfmaschinen. Man merkt schnell: wenn die Runde voll ist, gehts auch schon los. Und wann ist die Runde voll? Richtig. Mit dem vierten Mann.
1. Grundregel also: Doppelkopf wird zu viert gespielt.
Und während man sich im Live-Spiel der Mühe des Mischens und Kartenverteilens unterziehen muss, erledigt das am Computer die Mischmaschine. Wenn’s gut läuft, hat nach dem Geben jeder gleich viele Karte auf der Hand (so muss man das sagen, das klingt schon sehr versiert…)
2. Grundregel: Bei Spielbeginn hat jeder 12 Karten.
Insgesamt sind also 48 Karten im Spiel. Im Online-Spiel ist schon geregelt, dass man die Karten der anderen Spieler nicht einsehen kann. Im Live-Spiel muss man darauf achten.
3. Grundregel: Halte die Karten so, dass Deine Mitspieler sie nicht sehen können.
Auf den Karten sind kleine, lustige Symbole zu sehen. Auf manchen stehen auch Zahlen. Die Symbole folgen einer bestimmten Systematik, der man sich von verschiedenen Seiten nähern kann.
Das hier
sind die Buben.
Die Karten mit dem "D" in den Ecken, also
, nennt man Damen.
Das "K" steht für die Könige:
Das "A" schließlich kennzeichnet die Asse:
Und dann gibt es noch die Zehnen:
sowie die Neuner:
Jetzt habt Ihr schon alle Karten gesehen. Das sind aber doch nur 24 und nicht 48, sagst Du? Richtig - gut aufgepasst! Wie heißt Du denn? Wilko? Ok, das muss ich mir merken. Du scheinst ganz schön clever zu sein.
Dass man beim Doko auf 48 Karten kommt, liegt an der
4. Grundregel: jede Karte ist zweimal in einem Doppelkopfspiel vertreten.
Oben habe ich die Karten nach ihrem "Familien-Namen" sortiert (Bube, Dame, usw...).
Wir Kartenspieler nennen diese Familiennamen "Werte". Man könnte die Karten auch nach den anderen Symbolen sortieren, den Farben. Achtung: Hier lassen sich Anfänger gerne verwirren. Es gibt in einem Kartenspiel vier Farben, zwei schwarze und zwei rote:
Da gibt es die Kreuz-Karten:
die Karten der Farbe Pik:
Kreuz und Pik sind also die schwarzen Farben.
Die Karten der Farbe Herz:
Und schließlich die Karo-Farbe:
Herz und Karo nennt man die roten Farben eines Kartenspiels.
Das mag auf den ersten Blick verwirrend sein, aber keine Sorge, damit kommt man schnell zurecht. Wenn man mal schlappe 100.000 Spiele gemacht hat, hat man das locker drauf. Und nicht vergessen: jede Karte ist zweimal im Spiel.
Durch das überaus geschickte Kombinieren von Namen der Karten und ihren Farben kann man nun also jeder Karte ihren ganz eigenen individuellen Namen zuordnen.
Das hier zum Beispiel ist der Herz-König:
Und das hier der Kreuz-Bube:
Hier ein Pik-Ass:
Und wie mag demzufolge wohl diese Karte heissen:
?
5. Grundregel: jede Karte hat einen bestimmten Namen, der durch die aufgedruckten Symbole festgelegt ist.
Übung A: Breite Dein Doppelkopfspiel vor Dir aus und benenne jede Karte einzeln mit ihrem Namen.
Übung B: Bilde sechs Häufchen, in denen Du die Karten nach ihren Werten sortierst.
Übung C: Sortiere die Karten nach ihren Farben. Wieviele Häuflein erhältst Du?
Jetzt weisst Du schon die ersten grundlegenden Dinge über das Spiel. Das ist aber noch nicht ganz genug: drei Dinge müssen wir noch klären.
1. Wie wird man die Karten wieder los?
2. Wann darf man welche Karte legen?
und
3: Wer spielt eigentlich gegen wen?
6. Grundregel: Ein Doppelkopfspiel hat einen festen Ablauf!
Ein Spieler (bzw. online der Computer) mischt und verteilt die Karten. Der im Uhrzeigersinn danebensitzende Spieler darf nun als Erster eine beliebige von seinen 12 Karten offen auf den Tisch legen. Die anderen dürfen nun nacheinander (weiter im Uhrzeigersinn) ebenfalls eine Karte offen ablegen (wobei sie allerdings ein paar Dinge beachten müssen, aber dazu kommen wir später). Wenn vier Karten auf dem Tisch liegen, ist ein sogenannter "Stich" gespielt.
Nun wird geprüft, welche der vier Karten in diesem Stich die höchste ist. Das ist schon ein wenig kompliziert, deshalb macht das online blitzschnell der Computer für Euch. Ich widme mich diesem Thema in einem eigenen Kapitel.
Derjenige Spieler, der die höchste Karte des Stichs gespielt hat, bekommt diese vier Karten zugeschoben und legt sie verdeckt vor sich.
Er hat nun das Aufspielrecht für den nächsten Stich und darf eine beliebige seiner verbleibenden elf Karten auf den Tisch legen. Nach 12 solchen Stichen sind alle 48 Karten gespielt und ein Doppelkopfspiel ist zu Ende.
7. Grundregel: Ein einzelnes Doppelkopfspiel besteht aus 12 Stichen mit jeweils vier Karten.
(NB: Es gilt im online-Spiel als sehr unhöflich, das Spiel vor dem Ablegen der letzten dieser 48 Karten zu verlassen.)
Im Anschluß an die 12 Stiche werden die Augen gezählt. Jeder Spieler zählt die Augen der Karten der Stiche, die nun vor ihm liegen, der Stiche, in denen er also die jeweils besten Karten hatte, zusammen. Augen? Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: jede Karte hat einen bestimmten Augenwert. (Fragt mich nicht, warum das so heisst. Es heisst halt so.) Im www macht das wieder mal der Computer für Euch. Der kann das besser als die meisten.
Der Vollständigkeit halber seien hier aber die Augenwerte der einzelnen Karte aufgeführt.
Jedes Ass
zählt 11 Augen.
Jede Zehn
zählt 10 Augen.
Jeder
ist 4 Augen wert.
Jede Dame
ist 3 Augen wert.
Jeder Bube
hat einen Wert von 2 Augen.
Die
sind augenwertlos - sie zählen 0.
Wer richtig zusammenzählt, kommt zur
8. Grunderkenntnis: die Gesamtsumme der Augen in einem Doppelkopf-Blatt beträgt 240.
Bis hierher war ja alles ganz einfach. Der ein oder andere Schlaumeier ist auch fast schon eingeschlafen ob der langwierigen Erklärung.
Bringen wir also etwas Stimmung in die Bude und kommen jetzt
zu einer zentralen Regel des Doppelkopfspiels, zur
9. Grundregel: Es herrscht
Bedienpflicht.
Um diese elementare Regel zu verstehen, müssen wir vorher noch eine kleine Aufteilung vornehmen. In einem normalen Spiel
ohne Vorbehalt (ruhig bleiben, wird später erklärt...) gibt es zwei Gruppen von Karten: Trumpfkarten und Fehlkarten.
Zu den
26 Trumpfkarten gehören:
die beiden
(die man übrigens auch "Dullen" nennt..)
die acht Damen
die acht Buben
und sämtliche acht verbleibenden Karo - Karten
Die 26 Trumpfkarten haben wir soeben identifiziert.
Die anderen Karten des Spiels, nach Adam seinem Riesen sind das genau wieviele?, heissen also anders.
Die 22
Fehlkarten werden in drei Untergruppen eingeordnet:
1. die 8 verbleibenden Kreuz-Karten
2. die 8 verbleibenden Pik-Karten
sowie die 6 verbleibenden Herz - Karten:
Wir haben schon gelernt, dass der Spieler, der einen Stich durch Legen seiner Karte eröffnet, die freie Auswahl aus den Karten seiner Hand hat. "Bedienpflicht" bedeutet nun, dass die anderen drei Spieler eben nicht mehr die freie Auswahl haben. Sie müssen
bedienen: wenn die erste Karte aus der Gruppe der Trumpfkarten kommt, müssen auch die anderen Spieler eine ihrer Karten aus der Trumpfgruppe dazulegen.
Auch bei den Fehlkarten gilt: wenn eine bestimmte Farbe angespielt wird, muss man diese auch bedienen. Wenn also eine Kreuz-Fehlkarte als erstes auf dem Tisch liegt, müssen die anderen ebenfalls eine Kreuz-Fehlkarte beisteuern.
Nur, wenn man absolut nicht bedienen kann, hat man wieder die freie Auswahl unter den auf seiner Hand verbleibenden Karten. Der Computer macht es uns hier online recht einfach: man kann auf dieser Plattform nur die Karten anklicken und ablegen, die nach der 9. Grundregel auch zulässig spielbar sind. Im Livespiel kommt es hier oftmals gerade bei Anfängern zu vermeidbaren Fehlern. Tatsächlich ist das „Nicht-Bedienen“ die häufigste Ursache für Reklamationen bei Turnieren.
10. Grundregel: die Kreuz-Damen spielen zusammen.Ich hatte oben ja schon gefragt: Wer spielt eigentlich gegen wen?
Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil es eben nicht von vorneherein klar ist, sondern in jedem Spiel aufs neue durch die Kartenverteilung festgelegt wird. Es spielen die beiden Spieler zusammen, die jeder eine der beiden
auf der Hand halten. Man nennt sie zusammen die "Re"-Partei. Die anderen heißen "contra". Und genau das ist einer der Kicks im Doppelkopfspiel. Man weiß eben vor Beginn des Spiels noch gar nicht, mit welchem der anderen drei Mitspieler man in diesem Spiel zusammenspielt. Und das ist anders als zum Beispiel im Skat oder Bridge.
Zur Spielbewertung werden nun die Augen der beiden Spieler einer Partei zusammengezählt, und die Partei, die mehr Punkte hat, gewinnt das Spiel. Also gilt die
11. Grundregel: Das Ziel des Spiels ist es zu gewinnen. Wer mehr als 120 Augen hat, gewinnt. Für den seltenen Sonderfall, dass beide Parteien 120 Augen haben, hat man festgelegt, dass dann die "Contra"-Partei den Sieg davonträgt.
Es gewinnen also in jedem (Normal-)Spiel zwei der vier Mitspieler, und logischerweise verlieren dann auch zwei. Die gelegentlich auf ein Spiel folgenden Nachbetrachtungen, um nicht zu sagen Schuldzuweisungen, gehören ebenfalls zum Spiel. Doppelkopf ist auch eine Charakterstudie. Wenige nur sind immer so aufbrausend wie Albert H aus M, und andererseits ist es noch weniger Spielern vergönnt, ständig Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen wie beispielsweise der Kokser.
Im Onlinespiel wird man feststellen, jedenfalls auf manchen Plattformen, dass sich diese Verhaltensweisen auch im spielbegleitenden Chat widerspiegeln. Nicht umsonst gibt es meistens eine ignoriere-Funktion und auch die Möglichkeit, im Extremfall bestimmte Mitspieler zu sperren, so dass sie nicht mehr an Tische heran gelassen werden, an denen man selber sitzt. ich kann aus eigener, gelegentlich leidvoller Erfahrung aus inzwischen zwölf Jahren online-Doppelkopf nur dazu raten, die Ruhe zu bewahren. Es ist jedenfalls besser, zu den anständigen Spielern zu gehören als zu den unanständigen.
Aber zurück zum eigentlichen Spiel. Wir haben festgestellt, dass die beiden Spieler eine Partei bilden, die jeder eine Kreuzdame in ihrem Blatt haben.
Und was ist, wenn einer durch Zufall
auf der Hand hat? Sehr gute Frage! Wir haben dann den ersten und wichtigsten der sogenannten
Vorbehalte. In diesem Falle muss der Spieler mit den beiden Kreuz-Damen (man nennt diese Karten übrigens auch die "Alten") nämlich vor dem Spiel auf diesen Umstand hinweisen. Sodann wird gespielt wie oben beschrieben, und derjenige der anderen drei, der als erster einen eigenen Stich macht, spielt mit den Kreuz-Damen zusammen. Man nennt diesen Vorbehalt eine Hochzeit!
12. Grundregel: Zwei Kreuz-Damen auf einer Hand sind eine Hochzeit!
So, Ihr Lieben, das wars! Mehr müsst ihr nicht wissen, um mit dem Doppelkopfspielen anfangen zu können.
Viel hängt jetzt von Eurem Kartenverständnis und Merkvermögen ab.
Alles weitere sind Spieltaktiken, Sonderfälle, Ausnahmen.
Es gibt ein System von An- und Absagen, um die Spielwertung zu erhöhen.
Es gibt die Möglichkeit, bei besonders guten Karten alleine gegen die anderen drei zu spielen, sogenannte Soli also.
Es gibt unter fortgeschrittenen Spielern aus der Praxis geborene allgemeingültige Absprachen.
Es gibt ein von Wahrscheinlichkeitsfetischisten aufgestelltes "Essener System" zur Spieloptimierung.
Und es gibt dieses Forum, um Fragen zu stellen und bestimmte recht spannende Spielabläufe nachzulesen und von Bundesligaspielern (ja, auch das gibt es im Doppelkopf) auswerten zu lassen.
Wer diese Grundregeln verinnerlicht hat, kann sich irgendwann mal an Stonis "Goldene Regeln" heranwagen. Die sind der nächste Schritt ins DoKo-Paradies. Wer diese aber schon für Anfänger voraussetzt, hat das Spiel immer noch nicht verstanden.
Glück auf! Und allzeit Gut Blatt!
Der Seb