Über die Quintessenz zu sprechen empfinde ich als zielführend; wenn ich Kampfgnom richtig verstehe, kann man sie so formulieren:
"Quintessenz des Themas ist , ob das Trumpfaufspiel sicher Re ist oder keiner Partei zugeordnet werden kann." Für mich ist ein Trumpfaufspiel neutral. Für Kampfgnom (und wohl auch für alle anderen, die
als zulässig für Re erachten) ist es Re.
Seine Argumentation verstehe ich wie folgt: wenn ich stark genug für ein Trumpfanspiel bin, kann ich auch abfragen. Da ich nicht abfrage und Trumpf anspiele, bin ich Re.
Damit wird aus einem Recht für Kontra eine Pflicht, die Re stärkt. Mehr Optionen sind eben mehr Macht und umgekehrt. Das ist schon an sich pervers. Abseits dieser fundamentalen Kritik möchte ich auf die vielen Nachteile der stillen Anfrage für den Spielverlauf eingehen:
Stille Anfragen als Aufspieler sind ein zweischneidiges Schwert. Aus dem Hochzeitsfred wissen wir, dass Spieler 2 nur in etwa 6% der Fälle antworten kann (weil er nur in 17% der Fälle beide Asse hat und in nur einem Drittel der Fälle mein Partner ist). Ich erhalte die Antwort also üblicherweise von einem Kontraspieler mit einer Dulle und einem As (die sich logisch ergebende Stärke für eine Kontra-Anfrage sollte daher bei über 80 Augen liegen, aber das können wir ggf. anderweitig diskutieren) und zwar in etwa einem 1/6 der Fälle von Pos. 3 und 1/6 der Fälle von Pos. 4. Zusammen erhalte ich also Antworten in ca. 7/18 der Fälle. Daraus folgt, dass ich in ca. 11/18 der Fälle die Re-Partei darüber informiert habe, dass mein Partner sehr wahrscheinlich keine Dulle hat oder Re alle Asse hält. Dazu eröffne ich Re nun die Möglichkeit der Gegenfragen. In mehr der Hälfte aller Fälle forciere ich damit das Re und erkläre auch noch, wo der starke Kontraspieler sitzt.
Selbst wenn ich die Antwort erhalte, kann die andere Dulle vor meinem Partner gesetzt und die Farben gegen uns gespielt werden und zwar dann mit Kontra - Re. Hieraus kann man schließen, dass man für die Anfrage entweder eine eigene Dulle haben sollte oder die zwischengesetzte Dulle nicht schlimm ist. Wenn man die stille Anfrage so versteht und nutzt, werden viele starke Hände für stille Fragen ausscheiden. Der Vollständigkeit halber erkläre ich, dass ich die stille Frage so handhabe.
Daneben gibt es viele Hände, bei denen ich gar nicht möchte, dass mein Partner seine Dulle für seine Asse verrußt. Dazu zählen für mich alle Einfärber, mein liebstes Beispiel ist
Da möchte ich gern die hohen Trümpfe von Re auf Trumpf sehen und nicht auf meine Herz. Jedes schwarze As des Partners wird wahrscheinlich einen zweiten Lauf einsammeln; wenn ich aber frage, könnte Pos. 2 Antworten. Nach dieser Antwort kann ich nur noch zwischen Pest und Cholera wählen und habe dieses Brett auf einen riskanten Pfad geführt.
Weiterhin gehören für mich dazu alle leeren 10-Trümpfer, also ohne Dulle. Wer länger spielt, ist bestimmt schon einmal mit einer Blauen zu 8. oder 9. schwarz gespielt worden. Jede Trumpfrunde reduziert die Wahrscheinlichkeit des gegnerischen Cross-Ruffs.
Zu guter Letzt gehe ich freundlich mit Spieler 2 um. Von mir wird es ohne Ansage kein Anspiel einer kaputten Farbe geben, sondern einen Schub. Habe ich keinen sauberen Schub und keine saubere Farbe, spiele ich Trumpf. Für Spieler 3 und Spieler 4 kann ich später meist noch etwas tun, für Spieler 2 gibt es nur wenige Chancen und ich nutze sie. Mit
folgt nach
spruch- und anfragelos.
Damit verbleiben für mich viele starke Hände, bei denen ich Re nicht schon vor dem 1. Stich dabei helfen möchte, das Spiel zu koordinieren.