Ja, ich wusste das und hatte es anderen Diskussionen ja bereits entnommen.
Deine Kompetenz und auch die Art, wie du deine Beiträge gestaltest, schätze ich über alle Maßen. Was deine Spielgestaltung bzw. das Verfolgen von Plänen angeht, habe ich ein sehr hohes Maß an Übereinstimmung gefunden.
In diesem einen Punkt haben wir unterschiedliche Auffassungen. Möglicherweise liegt das auch daran, dass Du der erfahrene Live-Spieler bist. Ich habe Online angefangen und zu Beginn kannte ich nicht einmal die Turnierspielregeln. Als Titelträger im Schach und hinreichender Erfahrung im 10-Karten-Doko lernt man vielleicht etwas schneller. Ich habe Manches abgeguckt, anderes ergibt sich für mich aus der Logik des Spiels.
Was mir an langjährigen Bundesligaspielern manchmal nicht gefällt, ist das Dogma, dem sie sich unterworfen haben. Z. B.:
Wenn Rüpel Re-Vorab sagt, habe ich immer Trumpf zu spielen
Wenn ich 2 schwarze Asse ohne Ansage spiele, bin ich Kontra
3 Asse spiele ich mit jedweder Blattstruktur IMMER mit Re.
Wenn mein Partner zu seiner Hochzeit eine 90-Absage macht, habe ich mein Herz-Ass nicht zu spielen
Weil WC sagt, die erste Frage gehört immer Kontra, darf ich bestimmte Abfragen nicht machen, obwohl mehrere dutzend Leute genau diese Abfragen gegen mich einsetzen, um ihre Spiele zu optimieren.
usw., usw.
Ich sehe aber nicht ein, diesen Nachteil in Kauf zu nehmen, nur weil einige Spielpartner mich vielleicht, eventuell, und überhaupt, oder sowieso nicht, verstehen. Im Gegenteil: Nur durch die praktische Anwendung solcher Konventionen kann man sie verbreiten und Akzeptanz dafür schaffen. Seb oder Entenwemser haben bestimmt nicht deine Spielstärke. Aber eine unterschiedliche Auffassung müssen wir zur Diskussion stellen bzw. äußern dürfen. Von daher würde ich mit "---PUNKT!!!! nur dann übereinstimmen, wenn eine breite Masse deine Auffassung teilen würde. Das sehe ich aber nicht.
Eine Konvention sollte angewendet dürfen, wenn sie von der LOGIK des Spiels her eindeutig ist (s. a. die Entenfuchskonvention).
Oder die Diskussion in der Sp. 1 den ersten Stich macht, Re sagt und Tr. spielt, Sp. 2 die Dulle legt und NACH dem Stich abfragt. Das Abstimmungsergebnis hat eine deutliche Sprache gesprochen: Dullenfrage an Re.
Bei dem von mir skizzierten Spielverlauf hatte mein Partner seine Ansage bereits gemacht. Oder wie der Silberfux in einer anderen Diskussion erwähnt hat: Die erste Aktion war bereits erfolgt! Jetzt gehörte die erste Frage ENTWEDER Kontra (Gegenfrage) ODER Re (90-Frage)! Um welche Frage es sich handelt, ergibt sich EINDEUTIG aus der bisherigen Stichfolge! Deswegen finde ich meine Frage auf die 90 auch nicht moralisch verwerflich.
Dazu hatte ich ein mittleres Brett und durchaus die Fantasie noch zur 30 kommen zu können.
Mir fehlte aber die 2. Dulle und die Kontrolle über die 3. Farbe, die ich dann von 1 nach 3 geschoben habe. Warum soll ich verpflichtet sein, erst die 90 sagen zu müssen? Die Dullenfrage kann ich jetzt nur auf die 60 machen, was in bestimmten Fällen schon überzogen sein könnte. Dieses "Verbot" der sofortigen Dullenfrage ist für mich genau die Art von Dogma, der ich mich nicht unterwerfen mag.