Autor Thema: Sicherheit im Doppelkopf  (Gelesen 3174 mal)

SchwillTiger

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Sicherheit im Doppelkopf
« am: Juli 23, 2024, 10:51:40 Nachmittag »
Für mich ist das der größte Unterschied zwischen Kneipen- und Konventionsdoppelkopf:

Es gibt Aktionen abseits einer Re- und Kontra-Ansage, die die Partnerschaft Kund tun:

A) Dullenaufspiel im Ansagezeitraum: Ich bin Re! (Nicht: Ich schaue mal, ob mir irgend ein Idiot einen Fux reinlegt.)

B) Zögern im Ansagezeitraum: Ich bin Kontra! (Nicht: Ich überlege, welche Karte ich spielen soll.)

C) Abstechen eines Spielers, der sich bereits geoutet hat: Ich bin Feind! (Nicht: Ich will meinen Fux Heim bringen!)

Jetzt ist es natürlich schön zu wissen, wenn man durch Ansagen (Re oder Kontra) oder durch o.g. Aktionen sicher seinen Partner kennt.

Es gibt aber sehr viele Aktionen, da kann man seinen Partner erahnen. Diese würde ich hier gerne sammeln und diskutieren, wie sicher man sich sein kann und ob man darauf ggf selber ansagen kann
« Letzte Änderung: Juli 26, 2024, 10:18:28 Vormittag von SchwillTiger »

SchwillTiger

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #1 am: Juli 23, 2024, 11:01:55 Nachmittag »
Grundsätzlich sollte einem klar sein:

Von den drei Mitspielern hat man einen Partner aber zwei Gegner. Die Chance, dass ein willkürlicher Spieler (nehmen wir S1) der Partner ist, ist nur 1/3.

Wir brauchen also starke Indizien, um die Wahrscheinlichkeit von 1/3 wenigstens auf > 1/2 zu heben, damit wir auch wirklich etwas drauf ansagen können.

Außerdem müssen wir selbst als Remann mal mindestens 50 Augen mitbringen. Als Kontra Mann mindestens 40 Augen, da der mögliche Partner ja keine 75 als Re bzw 85 als Kontramann erzielt.

Dass es in Wirklichkeit viel mehr sind, zeige ich später.

SchwillTiger

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #2 am: Juli 25, 2024, 11:25:12 Vormittag »
Wir sitzen an 4:

1.  *Pik_Ass*  *Pik_Koenig* *Pik_Zehn* *Pik_Neun*
2. Re  *Kreuz_Ass*  *Karo_Ass* *Kreuz_Neun* *Kreuz_Zehn*

Für uns (und auch S3) ist jetzt alles klar:

S1 hat sich als Re geoutet (Re-Ansage)
S2 hat sich als Kontra geoutet (S1 abgestochen)

3. ♥️A  *Herz_Koenig*...

Jetzt stellt sich immer die Frage:
Gegenschuss oder nicht?

Was spricht für ein Kontra:

- Partner hat schon einen Stich
- Partner hat dem Resager einen Stich geklaut, den er vermutlich in seine Ansage eingerechnet hatte

Was spricht gegen ein Kontra:

- Der Partner weiß ja selber, dass er S1 gerade abgestochen hat. Warum sagt er kein Kontra?

- Wir wissen nicht, ob S1 den Kreuzstich benötigt, um seine Ansage für ihn profitabel zu machen. Sprich:

Hatte er zum Zeitpunkt der Ansage (nach dem ersten Stich) einen Erwartungswert von 75 (im ES geforderter Mindest EW für ein Re), sogar unter 75 (einige Spieler geben ein Assere auch mit weniger als EW 75), oder hat er evtl doch eine Stanze und hätte nach Kreuzdurchlauf auf 90 gefragt oder gar selbst die 90 gesagt??? Dann hatte er zum Zeitpunkt der Ansage eher einen EW von 100 und mehr und es juckt ihn wenig, dass das Ass gehackt wurde.

Mit anderen Worten: wir wissen zwar, dass uns das Kreuzstechen unseres Partners ca. 50 Augen bringen, den Rest müssen allerdings wir beisteuern.

Zurück zum Thema:

Wir können uns bzgl der Partnerschaft sicher sein!

Das Kontra bedarf nur 50%ige Sicherheit! Wenn wir selber 70 Augen dazusteuern, empfehle ich: Den Mutigen gehört die Welt!

Evtl hat S2 ja doch noch eine Ministärke, die ihm nicht stark genug schien, Interesse durch Zögern am Gegenschuss zu bekunden.

Evtl hat S1 nur ein knappes, gammliges Asse-Re gesagt. Vielleicht hält ja das Herzass des Partners?!? Dann ist er schon bei ~70 Augen.   

Klar: Jetzt selbst 70 Augen EW als Kontrist ohne Farbfreiheit ist schon sehr unwahrscheinlich. Wir brauchen definitiv mehr als eine Dulle: Denn würde diese reichen, hätte der Partner auch drauf fragen können ☝️

« Letzte Änderung: Juli 26, 2024, 10:22:50 Vormittag von SchwillTiger »

SchwillTiger

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #3 am: Juli 25, 2024, 10:56:15 Nachmittag »
Nehmen wir ein Thema, das gerade viel diskutiert wird:

1.♣️Axxx
2. ♦️9...

Was sagt uns diese Karte?

A) S1 ist trumpflang
B) S1 ist in einer Farbe frei
C) sowohl A) als auch B)

Egal wie ihr diese Frage beantwortet. Klar ist:

S1 sollte eigentlich immer einen Erwartungswert von 75 haben und damit als Kontrist eigentlich auch immer eine Frage. Re damit natürlich auch immer ein Re-Ansage. Aber: Kontra kann durch eine Frage (zögern) herausfinden, welches Nachspiel das Beste ist. Für Re ist das nicht möglich. Re muss also so spielen, was für das eigene Blatt am besten ist.

Selbst wenn ihr Blätter findet, mit denen einige wenige keine Frage hätten und dennoch Trumpf aufspielen würden:

Der Anteil an Händen an der gesamten möglichen Anzahl an Händen (beim Poker nennt man das "Range") ist so klein, dass es im Prinzip keinen Unterschied macht.

Beispiel:

Nehmt ein Set Doppelkopfkarten (48). Jetzt bietet euch einer eine Wette an: "50€ für mich, wenn du einen Joker ziehst, ansonsten 50€ für dich!" Selbstbewusst nimmst du die Wette an, da du weißt, dass in den 48 Doppelkopfkarten kein Joker dabei ist.

Verärgert schaut sich der Kontrahent die Karten an und stellt ebenfalls fest, dass er die Wette nicht gewinnen konnte. Diesmal ist er schlauer und entdeckt einen Fux. "50€ für mich, wenn du den Fux ziehst ansonsten 50€ für dich!"

Schlau wie du bist, nimmst du die Wette natürlich wieder an, da nur jede 24. Karte ein Fux ist (~4%).

Wieder checkt dein Gegenüber, dass die Wette nicht gut für ihn ist und er erhöht: "100€ für mich wenn, du einen Fux ziehst, aber nur 50€ für dich, wenn du keinen ziehst!"

Diese Situation haben wir in etwa bei der Ausgangssituation "stiller Trumpf im Zweiten". S1 kann auch mal Kontra sein (4% maximal), und wenn er es ist, dann verdoppelt er die Wette (Kontra gegen das Verdachtsre).

Aber die Wette bleibt für uns profitabel:

Wir gewinnen zu 96% 2 Punkte (Re Ansage und gewonnen) und verlieren zu 4% 4 Punkte (Re plus Kontra leider verloren). Rechnung:

EV=0,96*2-0,04*4=1,92-0,16=1,76

Erst wenn die Sicherheit unter 66% sinkt, wird die Ansage nicht mehr profitabel:

EV=2/3*2-1/3*4=0

Jetzt bringt uns die Ansage nix mehr. Vorraussetzung ist dabei aber immer: Alle Spiele, die Kontra umbiegt versehen sie mit einem Gegenschuss. Bei allen anderen Spielen kommt kein Gegenschuss.

Außerdem: Das Spiel wird beim Vertraurn auf S1= Re- Partner. immer gewonnen.
« Letzte Änderung: Juli 26, 2024, 10:29:42 Vormittag von SchwillTiger »

SchwillTiger

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #4 am: Juli 26, 2024, 10:38:16 Vormittag »
Jetzt hat das vertrauensvolle Spielen noch einen gewaltigen Vorteil:

Wenn ich stark bin und mich oute, dann fällt es dem Partner leicht eine gemeinsame Ansage zu finden.

Müssen alle Spieler am Tisch rätseln wer ich bin, dann wird das nicht passieren (vgl. Dullenaufspiel).

Dass man auch 2 Gegnern verrät wer man ist, sehe ich nicht als Problem. Schließlich ist man stark (über Schnitt) und ein Gegenangriff unwahrscheinlich.

Aber egal wie ihr euch entscheidet, wie ihr spielen wollt:

Ein Trumpfaufspiel ohne Zögern im zweiten ist mit so hoher Wahrscheinlichkeit ein Re-Outing, dass man so spielen sollte, als wäre diese Person Re.

TheTen_MZDR

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #5 am: August 06, 2024, 09:45:20 Vormittag »
Ich finde ein schöner Spruch ist vertraue dem Freund und misstraue dem Feind!

Als Beispiel, könnte hier dienen: Es ist klar kommuniziert, dass man eine Farbe frei ist (welche ist hierbei egal!). Wenn die Farbe vom Gegner kommt, sollte man vorsichtig agieren. Kommt sie vom Freund kann man abwerfen (Standkarte) oder mit Fuchs stechen!

Eine andere typische Situation ist (hatte ich gestern live auf dem Vereinsabend): Nord spielt ein  *Kreuz_Ass*, läuft unauffällig 25 oder so, Nord macht eine Kontra-Ansage und schiebt eine Pik zu Ost. Ich sitze Süd und schmiere jetzt auf Verdacht die  *Pik_Zehn* statt  *Pik_Koenig* Ost. Leider macht das einige Stiche später West auch und wir verlieren deshalb unter 90. Wenn West erkennt, dass ich am Partner suchen bin, sollte West nicht abwerfen sondern stechen und Position herstellen.

SchwillTiger

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #6 am: August 06, 2024, 11:47:52 Vormittag »
Ja. Gegen eine Ansage haue ich eigentlich immer alles raus, wenn der Stich nicht zum Ansagenden geht. Denn der wird noch genügend Stiche machen.

Ähnlich wie beim Solo:

Geht der Stich nicht 100% zum Solisten, darf man (fast) nie eine 9 reinlegen.

Beispiel Bubensolo an 1:

1.♣️B  *Pik_Bube* *Karo_Bube* *Herz_Bube*
2. Re  *Pik_Bube*  *Pik_Koenig* ...

Eine 9 ist eigentlich keine Option. Hat S4 keinen Kreuzbuben, haben wir noch etliche Gelegenheiten die 9er loszuwerden.

Aber schweifen wir nicht gerade ab?
« Letzte Änderung: August 06, 2024, 11:21:15 Nachmittag von SchwillTiger »

Ornellas Mutti

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #7 am: August 06, 2024, 01:00:28 Nachmittag »

[...]
Aber schweifen wir nicht gerade ab?


Führen rhetorische Fragen nicht manchmal am eigentlichen Ziel vorbei?  ;)
Caseus vnd Schinckus die machen optime trinkus.

SchwillTiger

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #8 am: August 06, 2024, 01:12:41 Nachmittag »
So pauschale Aussagen halte ich für grundsätzlich falsch.

Ornellas Mutti

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Re: Sicherheit im Doppelkopf
« Antwort #9 am: August 06, 2024, 04:39:11 Nachmittag »
Ich bezweifle, dass Skepsis hilfreich ist.
Caseus vnd Schinckus die machen optime trinkus.